Der beste Strmer der Welt 11FREUNDE
Es war im Oktober 1992, als ich dem Fußballgott begegnete. Mein Onkel, der mich in den Jahren zuvor verlässlich mit Fanartikeln der Frankfurter Eintracht angefüttert hatte, erklärte sich endlich bereit, mich mit ins Waldstadion zu nehmen. Jenem Stadion, das sich in der kurzen Zeit meiner fußballerischen Sozialisation durch all die magischen Abende vor der Sportschau und die noch magischeren Erzählungen meines Onkels in einen mystischen Ort verwandelt hatte. Tief im Wald, weit entfernt in diesem sagenumwobenen Frankfurt, was meinem achtjährigen Ich wie eine Weltreise vorkam, dorthin, wo diese unglaublich gute Mannschaft, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte, tatsächlich Fußball spielte.
Es war erst einige wenige Monate her, dass die Eintracht die Meisterschaft vergeigt hatte. Ich hatte geweint, mein Onkel wahrscheinlich auch, aber in diesem Oktober 1992 war das nicht so schlimm. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit, bis die Eintracht, die den schönsten Fußball der Liga, ach, wahrscheinlich der Welt spielte, glaubte man meinem Onkel, die Meisterschale nach Frankfurt holen würde. Das lag vor allem auch an diesem unglaublichen Stürmer, der im Waldstadion ein Tor nach dem anderen schoss: Anthony Yeboah.
Vielleicht der beste Stürmer der Welt?
Die quälend lange Fahrt zum Stadion vertrieben wir uns abwechselnd damit, dass mir mein Onkel Fangesänge beibrachte, die ich noch nicht kannte, oder dass er mir Geschichten von Anthony Yeboah erzählte, den er liebevoll Tony nannte. Tony käme aus Ghana, das sei in Afrika, sagte mein Onkel. Afrika, staunte ich, soso. Diese Saison habe er bereits sieben Tore geschossen, darunter drei Doppelpacks, sagte mein Onkel, so würde man es nennen, wenn ein Spieler gleich zweimal in einem Spiel traf. Doppelpacks, sagte ich, hui.
Er spielte „Bauernfußball“, jetzt ist er einer der torgefährlichsten Verteidiger Europas und fährt mit der deutschen Nationalmannschaft zur EM. Müssen Sie sich manchmal zwicken, Robin Gosens?
Und während mein Onkel über die Dicke von Tonys Oberschenkeln referierte, und wie die Gegenspieler heillos überfordert waren mit seiner Schnelligkeit und Power, erinnerte ich lebhaft all die Szenen aus der Sportschau, in denen gestandene Abwehrspieler an Yeboah abprallten wie Flummis an einer Betonwand. Vielleicht war ja nicht nur der Frankfurter Fußball der schönste der Welt, vielleicht war auch Tony Yeboah deren bester Stürmer?
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeUmr9ursSsq55lo6lyhH%2BEe3qrpZWneqWx0WaunqSkZIJxhJZpZw%3D%3D